Ausschnitt aus dem Buch „Said Nursi – Sein Leben und Werk“

Zweiter Teil

Das Leben in Barla

Die Entstehung der Risale-i Nur

Wir haben das bisherige Leben von Ustadh Bediüzzaman Said Nursi von seiner Geburt in Anatolien bis hierher Abschnitt für Abschnitt im Einzelnen gesehen und betrachtet. Nun gelangen wir zu dem, was das Ergebnis und die Frucht seines vierzig-, fünzigjährigen Lebens geworden ist, nämlich den Beginn seiner gewaltigen, weltweiten Lehrtätigkeit, die als eine so ganz Außergewöhnliche in die Geschichte eingegangen ist. Es entstand die Risale-i Nur, welche mit ihrem Lichte alle Finsternis des äußerlichen Lebens (z.B. Krieg) wie des innerlichen Lebens (z.B. Unglaube) vertreiben und die Welt erleuchten sollte. Über der Türkei ging eine Sonne auf für die ganze Welt der Wissenschaft und der Erkenntnis.

Die Verbannung des Ehrwürdigen Bediüzzaman von den östlichen Provinzen nach West-Anatolien. Entstehung, Abfassung und Herausgabe der Risale-i Nur. Während er noch in Van in der bekannten Höhle lebte, wurde der Osten von Aufständen und Empörung geschüttelt. Als ihn jemand in einem Brief um Hilfe bat und ihm schrieb: »Ihr Einfluss ist sehr stark«, schickte er ihm zur Antwort: »Das türkische Volk hat dem Islam seit Jahrhunderten gedient und viele Heilige hervorgebracht. Man darf nicht das Schwert gegen ihre Enkel ziehen. Auch Sie dürfen es nicht ziehen. Verzichten Sie auf diesen Versuch! Das Volk muss auf den rechten Weg geleitet und aufgeklärt werden!« Bediüzzaman wird dennoch von der Regierung wieder nach West- Anatolien verbannt.

Noch während Feldjäger damit beschäftigt waren, ihn aus seiner Höhle herauszuholen und nach Anatolien zu bringen, strömten die Leute aus der Umgebung herbei und sagten zu ihm: »Aber ehrenwerter Herr! Verlassen Sie uns doch nicht! Gehen Sie nicht fort! Wenn Sie es wünschen, wird man Sie nicht fortschicken. Wenn Sie es uns gestatten, werden wir Sie nach Arabien bringen.« Er aber beruhigte sie alle und sagte zu den Gruppen der bewaffneten, zu dem einfachen Volk und zu den Würdenträgern, die ihn inständig baten: »Ich werde nach Anatolien gehen. Ich will mit ihnen mitgehen.« Man bringt ihn zunächst – von Soldaten bewacht – nach Burdur. Dort wird er ständig überwacht; und so lebte er in Burdur unter ständigen Schikanen das mühevolle Leben eines Gefangenen.

Aber er bleibt nicht untätig. In einem dreizehn Lektionen umfassenden Buch mit dem Titel »Erste Pforte des Lichtes (»Nurun ilk kapisi«)« fasst er alle die Wahrheiten zusammen, in denen er einige Gläubige unterrichtet, und veröffentlicht dieses Buch heimlich. Dieses Buch wird von begeisterten Gläubigen, die seinen Wert als einen Edelstein der Weisheit zu schätzen wissen, mit der Hand abgeschrieben und auf diese Weise vervielfältigt. Von Seiten der Feinde des Glaubens wird schließlich heimlich ein Bericht abgefasst, in dem es heißt: »Said Nursi bleibt hier auch nicht untätig, sondern hält da religiöse Versammlungen ab.« Und so beschließt man denn, ihn nach Barla, ein kleines Städchen in der Provinz Isparta, zu schicken. Es ist dies eine einsame und verlassene Gegend inmitten von Bergen. Hier, so glaubt man, »In dieser entlegenen Ecke soll er als ein Fremdling einsam, allein und verlassen bis zu seinem Tode ein entsagungsvolles und entbehrungsreiches Leben führen.«

Während aber Bediüzzaman noch in Burdur weilte, kommt eines Tages der Oberste Kommandierende des Generalstabs, Marschall Fevzi Tjakmak, nach Burdur. Der Gouverneur beklagt sich bei dem Marschall und sagt: »Said Nursi gehorcht nicht der Regierung. Er erteilt denen, die zu ihm kommen, Religionsunterricht.« Weil aber Marschall Fevzi Tjakmak weiß, welch geniale Persönlichkeit Bediüzzaman ist, seine Geistesgröße und seine Geradlinigkeit

kennt, sagt er: »Bediüzzaman fügt keinem einen Schaden zu. Belästigen Sie ihn also nicht! Behandeln Sie ihn mit Respekt!«

Überall dort, wohin auch immer Bediüzzaman verbannt wurde, geben sich die Vertreter der Öffentlichkeit jede nur erdenkliche Mühe, Druck auszuüben und eine schlimme Propaganda zu verbreiten, damit sich die Gläubigen nicht Ustadh Bediüzzaman nähern und aus seinen religiösen Unterweisungen einen Gewinn empfangen sollten. Aber Ustadhs Einfluss wächst ständig und der Wert seiner religiösen Lehren pflanzt sich in der Bevölkerung von Herz zu Herz fort und erfüllt ihre Herzen mit Liebe und Begeisterung für sein Werk.

Barla

Barla war der erste Ort, an dem die Niederschrift des gesamten Werkes der Risale-i Nur begann, welche ein Sendschreiben ist für die Gläubigen, um ihnen eine geistige Hilfe zu sein. Barla war der Ort, an dem das Licht der Rechtleitung (hidayet) und die Sonne der Glückseligkeit aufging, die aus dem Qur’ an erstrahlt, einer fürchterlichen abwegigen und glaubenslosen Strömung entgegen, welche über den Köpfen der islamischen Nation, insbesondere aber dem Volk von Anatolien, zusammenschlug. Es war jenes glück se li ge Barla, wo die Quellen dieser Werke ewiger Glück se lig keit hervorsprudelten, welche Leben und Tod in sich enthalten, eine Barmherzigkeit von Gott, ein Geschenk der Güte des Herrn und eine Huld von Gott dem Gerechten für das gesegnete Anatolien, für die Söhne dieser tapferen islamischen Nation und die Islamische Welt.

Bediüzzaman Said Nursi wurde in Barla dauernd unter Druck gehalten, beobachtet und schikaniert. Der eigentliche Grund für seine Verbannung nach Barla war der, ihn

von den dichtbevölkerten Städten fernzuhalten und in eine so weit entfernte Ecke abzuschieben, damit die Begeisterung für den Islam, die in seiner Seele brannte, nicht wieder aufflammen könne, um ihn daran zu hindern, mit anderen in Kontakt zu kommen, mit ihnen zu reden und Bücher über den islamischen Glauben zu schreiben. Er sollte untätig dasitzen, den Kampf gegen die Gottlosen unterlassen und seinen Dienst für den Qur’ an aufgeben.

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